Sayedpur – eine Idee entsteht

Bei meinem ersten Besuch in Bangladesh hatte mir mein langjähriger guter Freund Kamal, der als Physiker in München lebt, einen Aufenthalt bei seiner Familie in der Hauptstadt Dhaka ermöglicht. Zurück kam ich gerührt von der überwältigenden Gastfreundschaft und erschüttert von der Armut in diesem wunderschönen Land.
Der Teufelskreis aus mangelnder Bildung und Armut war mir durch die Begegnung mit den Menschen in Bangladesh zur unmittelbaren Erfahrung geworden, hatte Gesichter und Namen bekommen. Und mir war klar, dass ich dort etwas tun wollte, um wenigstens einigen Menschen zu helfen. Durch meine Ausbildung als Journalistin und Lehrerin lag es nahe, dass der Schwerpunkt darauf liegen sollte, Kindern in Bangladesh zu einer besseren Grundbildung und damit zu mehr Möglichkeiten im Erwachsenenleben zu verhelfen. Aber noch wusste ich nicht, wie eine verlässliche, nachhaltige und kontrollierbare Unterstützung von Deutschland aus konkret aussehen könnte.

Erst nach längerer Zeit tat sich eine Möglichkeit auf: In Sayedpur, dem Heimatdorf von Kamals Vorfahren, ca. 70 km, das heißt etwa 2-3 Autostunden (!) nordöstlich von Dhaka, gibt es eine kleine staatliche Grundschule sowie seit den 90er Jahren auch eine private weiterführende Schule, die ein reicher Ziegeleibesitzer aus dem Dorf gestiftet hat. Als ich hörte, dass die Grundschule viel zu klein für die vielen Kinder geworden war, wusste ich, dass dort Hilfe gebraucht würde. Ich beschloss, Geld zu sammeln um den Bau eines zusätzlichen Klassenraums zu finanzieren. Ich besprach meine Idee mit Kamal, seiner Familie und einigen engen Freunden. Alle unterstützten mein Vorhaben, aber wir wussten, wir würden einen absolut vertrauenswürdigen Partner am anderen Ende brauchen, der die aus Deutschland überwiesenen Spenden persönlich in das Dorf bringen und die gezielte Verwendung der Gelder kontrollieren würde.
Kamals Schwester Nelly (Mrs Badrun Nahar, Professorin für Ernährungswissenschaft an der Universität Dhaka), die ich bei meinem Aufenthalt in Bangladesh kennen gelernt hatte und die engen Kontakt mit Syedpur hält, schien uns dafür genau die Richtige zu sein. Als Nelly zusagte, diese Aufgabe zu übernehmen, gründete ich das private Projekt alphabangla – Bildung für Bangladesh.

 

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